Der Kormoran - Vogel des Jahres 2010
(aus: Die Fränkische Schweiz
Zeitschrift für Mitglieder und
Freunde des Fränkischen Schweiz Vereins
Nr. 1/2010
Autor: Peter Härtling)
Selten hat ein zum "Vogel des Jahres" gekürtes Tier für soviel Diskussionen gesorgt wie in diesem Jahr der Kormoran. Sicher war auch dies ein Grund, den Problemvogel für dieses Jahr zu wählen.
Kormorane gehören zur Ordnung der Ruderfüßler und werden mit wissenschaftlichem Namen Phalacrorax bezeichnet, was aus dem Griechischen kommt und soviel wie "kahlköpfiger Rabe" bedeutet. Es sind mittelgroße Wasservögel, deren Größe zwischen 80 und 100 cm schwankt, wobei die Weibchen etwas kleiner sind. Sein Gefieder ist einfarbig schwarz, in der Balzzeit metallisch glänzend, Jungvögel weisen in der Regel eine weiße Unterseite auf, die bei manchen Arten auch im Erwachsenenalter erhalten bleibt. Die Füße sind vierzehig und mit Schwimmhäuten versehen, wie es für Ruderfüßler typisch ist. Die Beine sind weit hinten am Körper, was ihnen an Land einen watschelnden Gang verleiht, sie im Wasser aber zu exzellenten Tauchern macht.
Kormorane sind Kolonienbrüter, die auf hohen Bäumen leben und dort in die Nester drei bis vier Eier legen. Die Jungen sind nach ca. 2 Monaten flugfähig. Die Brutbäume sind oft schon von weitem erkennbar, da sie mit weißlichem Kot überzogen sind, der häufig die Blätter veräzt. Bei den an Küsten brütenden Arten wird dieser Kot als Guano-Dünger abgebaut. Die Vögel sind Teilzieher oder Zugvögel. So wandert die Ostseepopulation im Winter nach Süddeutschland, die Jungvögel bereits schon ab Juli, und zieht im Januar bis März wieder zurück. In dieser Zeit sieht man dann auch besonders viele Kormorane in der Fränkischen Schweiz.
Kormorane ernähren sich nahezu ausschließlich von Fischen mit einer Länge von10 bis 20 cm, die sie ohne großen Aufwand erbeuten können. Darum stehen vor allem häufige und wirtschaftlich unbedeutende "Weißfische" wie Rotaugen, Brachsen und anderer Kleinfische auf ihrem Speiseplan, die besonders in nährstoffreichen Gewässer in großen Mengen vorkommen. Allerdings können an Fischzuchtanlagen, beziehungsweise in Zentren der Teichwirtschaft gebietsweise Probleme durch den Kormoran auftreten. Dies ist in der Fränkischen Schweiz und in der Oberpfalz an einigen Teichanlagen auch der Fall, besonders dort, wo Jungfische aufgezogen werden.
Bis in die 70er Jahre war der Kormoran in Deutschland nahezu ausgerottet, konnte sich aber durch konsequenten Schutz wieder überall verbreiten und kann heute von jedermann beobachtet werden. Seit 1993 ist der Vogel zunächst teilweise und seit 2009 sogar ganzjährig in Bayern wieder zum Abschuss freigegeben worden.
Für Fischer und Teichbesitzer einerseits und Vogelschützer andererseits bietet dieser Vogel also erheblichen Konfliktstoff.
Wie gehen wir mit einem Tier um, das sich an die moderne Naturlandschaft angepasst hat, dem es gelingt auch in einer dicht besiedelten Landschaft zu überleben und der andererseits zu Ertragseinbußen bei manchen Berufsgruppen führt? Naturschützer vertrauen auf eine natürliche Bestandsregulierung und hoffen auf vorbeugende Maßnahmen wie weitmaschiges Überspannen von Teichanlagen mit Draht als Abschreckung, Fischer und Teichbesitzer fordern die erneute Ausrottung des Vogels.
Leicht ist es Partei zu ergreifen, wenn man nicht selbst in die Materie verstrickt ist. Schnell fordern wir z. B. in Afrika den Schutz für Löwen und Elefanten, auch wenn sie für die einheimische Bevölkerung zu "Problemtieren" werden und wir wissen dabei rasch, wie das Miteinander von Mensch und Tier funktionieren könnte. In Deutschland sollten wir aber auch nach Lösungsmöglichkeiten suchen, um mit Wildtieren, glelich welcher Art, in Frieden zusammenleben zu können.
Vogel des Jahres ist eine Kampagne, die seit 1971 vom Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) geführt wird. Damit waren diese Naturschutzorganisationen die ersten, die durch die jährliche Ausrufung eines Kandidaten auf die Gefährdung der Tiere und Lebensräume aufmerksam gemacht haben.
mehr unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Vogel_des_Jahres_(Deutschland)
Naturschutzbund Deutschland e.V.
http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/vogeldesjahres/2010-kormoran/Informationen/index.html
Der NABU und der Landesbund für Vogelschutz in
Bayern haben den Kormoran zum „Vogel des Jahres 2010“ gewählt. Die beiden
Verbände wollen sich damit offensiv für den Schutz des Kormorans einsetzen, der
nach seiner Rückkehr an deutsche Seen, Flüsse und Küsten wieder zu tausenden
geschossen und vertrieben wird.
„Unter dem Vorwand eines ‚Kormoran-Managements‘
haben nahezu alle Bundesländer spezielle Kormoran-Verordnungen erlassen, die den
bestehenden Schutz der Vögel untergraben“, erklärte NABU-Vizepräsident Helmut
Opitz. Diese Verordnungen erlauben die flächendeckende Tötung von Kormoranen
unabhängig von einem Schadensnachweis an Fischbeständen selbst in
Naturschutzgebieten, teilweise sogar ausdrücklich während der Brutzeit. „Die
Bilanz ist beschämend: Jedes Jahr werden in Deutschland wieder rund 15.000
Kormorane getötet“, so Opitz.
Der Baum einer Kormorankolonie
Jahrzehntelang war der Kormoran (Phalacrocorax
carbo) aus Deutschland so gut wie verschwunden – das Ergebnis intensiver
Verfolgung durch Fischer und Angler. Erst nach konsequentem Schutz durch die
EG-Vogelschutzrichtlinie (1979) leben in Deutschland heute wieder rund 24.000
Brutpaare, davon mehr als die Hälfte in großen Kolonien nahe der Küste. Ihre
Zahl hat sich in den letzten Jahren stabilisiert. „Die Rückkehr des Kormorans
ist ein Erfolg für den Vogelschutz, auf den wir stolz sein können“, betonte der
LBV-Vorsitzende Ludwig Sothmann. Berufsfischer und Angler versuchten jedoch, die
Vertreter von Politik und Behörden von angeblich massiven wirtschaftlichen
Schäden und der Bedrohung einzelner Fischarten durch den Vogel zu überzeugen.
„Doch Kormorane vernichten keine natürlichen Fischbestände und gefährden
langfristig auch keine Fischarten. Vielmehr kommt es darauf an, sich für die
ökologische Verbesserung unserer Gewässer einzusetzen – damit alle Fische und
Wasservögel Raum zum Leben haben“, so Sothmann. Aus Sicht von NABU und LBV
sollten fischfressende Vogelarten wie der Kormoran als natürlicher Bestandteil
unserer Gewässerökosysteme akzeptiert werden.
Die 80 bis 100 Zentimeter großen und zwischen zwei
bis drei Kilo schweren Vögel fangen bevorzugt Fische, die sie ohne großen
Aufwand erbeuten können – sie sind Nahrungsopportunisten. Darum stehen vor allem
häufige und wirtschaftlich unbedeutende „Weißfische“ wie Rotaugen, Brachsen und
andere Kleinfische auf ihrem Speiseplan, die besonders in nährstoffreichen
Gewässern in großen Mengen vorkommen. „Edelfische“ wie Felchen oder Äschen
machen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge nur geringe Anteile ihrer
Nahrung aus.
NABU und LBV lehnen eine flächendeckende
Regulierung der Kormoranbestände grundsätzlich ab. Denn es gibt Alternativen.
Eine zeitgemäße Strategie ist die Schaffung von Ruhezonen. So werden die
Wasservögel an Orte gelenkt, an denen sie sich von reichhaltigen Fischbeständen
ernähren können – dazu zählen größere Stillgewässer und Flüsse ebenso wie die
Küste. Dadurch verringert sich der Druck auf Fischzuchtanlagen oder die
Rückzugsräume seltener Fischarten.
An Fischzuchtanlagen beziehungsweise in Zentren der Teichwirtschaft können
gebietsweise Probleme durch den Kormoran auftreten. Dort müssen gemeinsam vor
Ort Lösungen gefunden werden, wirtschaftliche Schäden durch Kormorane zu
verhindern, ohne den natürlichen Bestand der Vogelart erneut zu gefährden.
Fischteiche können beispielsweise durch das Überspannen mit weitmaschigen und
gut sichtbaren Drahtnetzen sowie durch optisches und akustisches Vertreiben
wirksam geschützt werden.
„Wir möchten zeigen, was getan werden kann, um
Kormoranen und Fischern eine Zukunft an unseren Gewässern zu sichern. Der Umgang
mit dem Kormoran ist ein Prüfstein für einen umsichtigen Artenschutz in
Deutschland und Europa“, so die Verbände.
Der Kormoran, dessen grüne Augen an Edelsteine erinnern, ist ein Meistertaucher
Bis zu 90 Sekunden lang und 30 Meter tief kann er tauchen. Sein mit Wasser
vollgesogenes Gefieder lässt er von Wind und Sonne trocknen – ein einzigartiges
Verhalten in der Vogelwelt. Dazu breitet er die Flügel in der charakteristischen
Haltung auf einem Ruheplatz aus. Abgesehen von Südamerika ist der Kormoran in
allen Erdteilen zu Hause.
http://www.br-online.de/wissen/kormoran-vogel-nabu-ID1255080148846.xml
Lange war er in Deutschland verschwunden. Jetzt lebt er wieder an deutschen Seen und Flüssen - und wird dort gejagt und geschossen. Um seinen Schutz zu stärken, wurde der Kormoran nun zum Vogel des Jahres 2010 gekürt. Zum Unverständnis von Fischern und Anglern.
Stand: 09.10.2009
Mit der Wahl des Kormorans zum Vogel des Jahres 2010 wollen der NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) ein klares Zeichen setzen. Denn nach seiner Rückkehr an Deutschlands Flüsse und Seen wird der fischfressende Vogel tausendfach geschossen und vertrieben, beklagen die Naturschutzverbände.
Fischfressende Vogelarten wie der Kormoran sollen
aber als natürlicher Bestandteil unserer Gewässerökosysteme akzeptiert werden.
Dafür werben die Naturschutz-Verbände mit der Wahl.
Lange Zeit war der Kormoran in Deutschland fast verschwunden, weil ihn Angler und Fischer verfolgten. Inzwischen, mit dem konsequenten Schutz des Vogels durch die EG-Vogelschutzrichtlinie von 1979, sollen aber wieder 24.000 Brutpaare des bis zu einem Meter großen und bis zu drei Kilo schweren Vogels im Land sein. "Die Rückkehr des Kormorans ist ein Erfolg für den Vogelschutz, auf den wir stolz sein können", erklärte der LBV-Vorsitzende Ludwig Sothmann. Dennoch: Jährlich sollen bis zu 15.000 Kormorane geschossen werden, weil sie den Fischern und Anglern die Fische wegfressen.
Wie der NABU berichtet, haben nahezu alle Bundesländer Verordnungen erlassen, die die Tötung des Fischfressers erlauben, auch in Naturschutzgebieten und während der Brutzeit. Dabei seien nach Angaben der Verbände keine Fischbestände durch den Kormoran gefährdet. Ein Problem sei, dass Jäger gar nicht nachweisen müssen, dass durch den Vogel Schaden entstanden ist.
Fischer und Angler können nicht nachvollziehen, warum die Wahl auf den Kormoran fiel. Das sei "ein Schlag in das Gesicht aller Demokraten und wirklichen Naturschützer", erklärten der Verband Deutscher Sportfischer und der Deutsche Anglerverband. Der Kormoran habe zweifelsfrei eine Existenzberechtigung, aber er habe so wenig wie jede andere Art das Recht, andere Arten auszurotten. Auch Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) empfindet die Wahl des Kormorans als "absolut nicht nachvollziehbar".
"Bislang war es so, dass als Vogel des Jahres immer eine Art gewählt wurde, die gefährdet ist", betonte Eberhard Roese, der Präsident des Landesfischereiverbandes Bayern (LFV). Doch gebe es in Europa zwei Millionen Kormorane, die eine Bedrohung für den Fischfang darstellten. "Insbesondere im vergangenen Winter sind viele Gewässer de facto vom Kormoran leergefressen worden", sagte Roese.
Betroffen seien unter anderem die Fischer am Chiemsee. Der Bestand der Kormorane müsse hier mit der Fischfauna ausbalanciert werden, sagte Roese. Er vermutet, dass es sich mit der Wahl des Kormorans zum Vogel des Jahres 2010 um eine Retourkutsche der Naturschutzverbände gegen die Fischer handle, weil diese politisch gegen den Vogel aktiv geworden seien.
Ludwig Sothmann vom LBV sieht im Grunde auch keine Gefahr für natürliche Fischbestände und bestehende Fischarten durch den Kormoran. Probleme räumte er jedoch bei Fischzuchtanlagen und in Teichwirtschaften ein. Dort könnten mit der Berufsfischerei Lösungen gefunden werden, um Platz für die Vögel und Fische zu sichern. Die Vögel könnten zum Beispiel an Orte mit reichhaltigeren Fischbeständen gelenkt werden. Außerdem könnten Fischteiche durch weitmaschige und gut sichtbare Drahtnetze oder durch optische und akustische Signale geschützt werden.
Der Kormoran (lat. Phalacrocorax carbo) hat ein schwarzes Gefieder und
grüne Augen. Einzigartig in der Vogelwelt ist sein Verhalten, wenn er sich von
Wind und Sonne trocknen lässt. Er ist ein Fischfresser, der vor allem Fische
fängt, die er ohne großen Aufwand erbeuten kann, darunter Kleinfische wie
Rotaugen und Brachsen. Der Vogel ist ein Meistertaucher und kann bis zu 90
Sekunden lang und 30 Meter tief tauchen. Er lebt in allen Erdteilen außer in
Südamerika.